Relief

Obgleich die Festlandfläche Kroatiens nicht groß ist (mit seinen 56.594 km² nimmt Kroatien nach der Größe des Territoriums den 19. Platz in der Europäischen Union ein), zeichnet sich Kroatien angesichts seiner Lage an der Schnittstelle mehrerer europäischer naturräumlicher Großregionen als ein Land mit vielfältigem Relief aus. Kroatien lässt sich in drei große Landschaftszonen einteilen: die pannonische oder die Tiefebene, die dinarische oder die Gebirgsregion und die adriatische Landschaftszone oder die Küstenregion.

Kroatien besteht überwiegend aus Flachland, ganze 53 % des Territoriums erreichen nicht einmal eine Höhe von 200 m, etwa 26 % entfallen auf hügelige Landschaften und niedrigere Berge mit einer Höhe zwischen 200 und 500 m, während nur 21 % des Landes auf einer Höhe von mehr als 500 m über dem Meeresspiegel liegen. Die niedrigsten Gebietsteile befinden sich im nordöstlichen Teil des Landes, jenem Teil der Pannonischen Tiefebene, wo die alluvialen Auen der Flüsse Save, Drau und Donau die Lössebenen Baranyas und Syrmiens abwechseln.

Weiter westlich erheben sich aus dem Flachland die isolierten, bewaldeten Gebirge (Psunj, Papuk und Krndija), deren Höhen keine 1.000 m über dem Meeresspiegel erreichen. Das Randgebiet der Pannonischen Tiefebene geht in den hügeligen peripannonischen Naturraum mit einem erheblich größeren Anteil von Bergen über, deren absolute Höhen zuweilen 1.000 m überschreiten (Medvednica, Ivančica und Žumberačka gora). Den Übergang zur Gebirgsregion bilden die niedrigeren Hügelketten und Kalksteinplateaus in den Gebieten Pokuplje (Kupa-Tal) und Kordun. Die eigentliche Gebirgsregion umfasst die Gebiete Gorski kotar und Lika und bildet einen Teilabschnitt der Dinarischen Alpen. Diese erstrecken sich mehr oder minder geradlinig in nordwest-südöstlicher Streichungsrichtung, wobei die höchsten Berge entlang der Außenränder der Dinariden gelegen sind (Risnjak, Mala Kapela, Vela Kapela, Plješivica, Dinara und Velebit). In der Region Gorski kotar gibt es einen starken Kontrast zwischen dem gebirgigen Teil dieser Gegend und den tief eingeschnittenen Tälern der Flüsse Čabranka, Kupa und Dobra. Im zentralen Teil von Lika befinden sich geräumige Hochtäler, sog. Poljen (Plaščansko, Gacko, Ličko und Krbavsko).

Reliefkarte 
Slawonische Tiefebene, eine flache pannonische Landschaft im nordöstlichen Teil des Landes.
Vorberge des Plešivica-Gebirges südwestlich von Zagreb gehören zu den Hügellandschaften des  peripannonischen Randgebiets.
Dinara, gebirgiges Karstmassiv mit dem gleichnamigen Gipfel, dem höchsten in Kroatien (1.831 m), an der Grenze zu Bosnien und Herzegowina, seit 2021 Naturpark.

Die Küstenregion schließt sich an die Gebirgsregion an. Im Norden umfasst sie die Halbinsel Istrien, südlich von Rijeka erstreckt sie sich über den schmalen, von hohen Gebirgen (Velebit) und den vorgelagerten Inseln umrandeten Küstenstreifen. Der südliche Teil der Küstenregion entspricht eigentlich der historischen Region Dalmatien. Die Haupteigenschaft des Küstengebiets ist die Dominanz der Karstlandschaft. Charakteristisch sind die Eingliederung in die longitudinalen und küstenparallelen Zonen, sog. Längszonierung, sowie die dreigliedrige Einteilung in Inseln, Küstenland und das hügelige Gebiet Zagora im Hinterland. Die Zone des Küstensaumes ist relativ schmal und durch die steilen Gebirgshänge vom Landesinneren abgegrenzt. Am breitesten und am niedrigsten ist das Küstenland in den Flyschzonen der Gegend Ravni kotari im nördlichen Teil, wie auch rund um die Ortschaft Kaštela im mittleren und am Neretva-Delta im südlichen Teil des Küstenraumes. Im Hinterland der Adria-Küste erstreckt sich Dalmatinska zagora, eine hügelige Gegend mit etlichen geräumigen Poljen (Sinjsko, Imotsko).

Das Delta des Flusses Neretva im südlichen Teil der Küstenregion zwischen Split und Dubrovnik.
Gorski kotar, Lokvarsko-See
Nationalpark Mljet (erklärt im Jahr 1960) auf der gleichnamigen Insel im südlichen Teil der adriatischen Küstenregion.
Felsenwände Bijele stijene in Gorski kotar, einer Gegend mit stark entwickelten Karstformationen; gemeinsam mit den benachbarten Felsenwänden Samarske stijene seit 1985 unter Naturschutz als streng geschütztes Naturreservat

Karst

Etwa die Hälfte des kroatischen Territoriums besteht aus Karstland und ist ein Teil des breiter aufgefassten Naturraumes gleichartiger geologischer Struktur, des sog. Dinarischen Karstes. Dieser wurde nach dem kroatischen Gebirge Dinara benannt, das sich im Nordwesten weiter nach Slowenien und im Osten und Südosten nach Bosnien und Herzegowina sowie Montenegro ausdehnt. Charakteristisch für den Karst ist die überwiegende unterirdische Wasserzirkulation in leicht wasserlöslichen Karbonatgesteinen (Kalkstein, Dolomit). Indem es das Calciumcarbonat auflöst, erzeugt das Wasser die charakteristischen oberirdischen Karstformen (Dolinen, Kluft- und Spitzkarren, Täler, Poljen) sowie den unterirdischen Karstformenschatz (Flussschwinden, Karstschächte, Höhlen). Bisher sind rund fünfzig Karstschächte mit einer Tiefe von über 250 m entdeckt worden. Der Karstschlot namens Lukina Jama auf dem Gelände des Karstfelsens Hajdučki kukovi im Nationalpark Nördlicher Velebit zählt zu den 20 tiefsten Höhlen der Welt (erforscht bis zu einer Tiefe von 1.431 m).

Karstgebiet
Samograd-Höhle in der Nähe von Perušić in Lika.
Modro jezero (Blauer See) in der Nähe der Stadt Imotski füllt eine tiefe Doline aus, als geomorphologisches Naturdenkmal steht er unter Naturschutz. Der benachbarte Crveno jezero (Roter See) ist einer der tiefsten Seen in Europa.
Eine Doline auf dem Biokovo, einem Küstengebirge, das seit 1981 als Naturpark geschützt wird.

Die Flüsse entspringen als kräftige Karstquellen und können, außer dem oberirdischen Wasserlauf, auch unterirdischen Wasserlauf haben (Sickerflüsse), wonach sie dann in den niedriger gelegenen Gebieten wieder auf der Oberfläche auftauchen. Häufig vorzufinden sind ebenso die unterirdischen Süßwasserquellen, genannt Vrulje. Das Karstgebiet kann sowohl bewaldet als auch völlig kahl sein. Kroatien gilt als eines der klassischen Karstländer in Europa. Da in Kroatien fast alle Karstformen vorhanden und entwickelt sind, wurden die kroatischen Bezeichnungen für etliche Karstformen auch in die international gebrauchte wissenschaftliche Fachterminologie übernommen. Im Karstgebiet befinden sich die größten Reserven am unterirdischen Trinkwasser, die, wegen der Verschmutzungsgefahr, besonderer Schutzmaßnahmen bedürfen. Angesichts der Tatsache, dass das Niveau der Wasserbewahrung im hohen Grade erhalten ist, stellt das kroatische Karstgebiet einen unschätzbaren Naturschatz im europäischen Kontext dar.